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Von Redaktionsbuero.

Denkraum Ost

Contemporary Art und Coca Cola

Im Russischen und Serbischen wird das Wort „Contemporary Art“ genauso wie „Coca-Cola“ meist lateinisch, nicht kyrillisch geschrieben.

Zeitgenössische Kunst wird wie ein Label behandelt, eine vom „Westen“ fest definierte Importware. Aber ist zeitgenössische Kunst per se „westlich“? Der Kunstmarkt ist es jedenfalls (noch), doch ist es die Produktion von Kunst auch?
Nein, finden wir. Denn Kunst entsteht jeweils in Reflexion zu einem bestimmten politisch-sozialkulturellen Umfeld – und die findet in den ehemaligen Ostblock-Staaten derzeit intensiv statt, wie unsere Interviews in der aktuellen Magazin-Ausgabe zeigen. Die Kunstproduktion lässt sich nach den Jahren des Umbruchs und der Neuorientierung längst nicht mehr in die überholten politisch-geografischen Begriffe „Ost“ und „West“ einteilen. Diese haben aber immer noch ihre Berechtigung als „Denkraum Ost“ oder „Denkraum West“, weil die aktuelle Kunstproduktion, wie sich zeigt, nach wie vor an verschiedene individuelle historische Erfahrungen gebunden ist.
So formieren sich derzeit überall neue Szenen in verschiedenen Kulturräumen in Zentraleuropa im Rahmen einer intensiven Auseinandersetzung mit der jeweiligen politischen und kulturellen Geschichte. Ob diese Szenen nun als „östlich“ oder „westlich“ definiert werden – eines ist dabei sicher: Es werden eigene und selbstständige Wege der kulturellen Produktion gefunden. Ob sich der westlich orientierte Kunstmarkt in Zukunft durch diese neu hinzugekommenen – oder besser: neu wahrgenommenen – individuellen Strategien umstrukturieren wird, muss vorerst offen bleiben. Spannend wäre es.

Herzlichst verbleibt
Ihre Chefredaktion
Antje Mayer, Manuela Hötzl



Artikel erschienen in: REPORT. Magazin für Kunst und Zivilgesellschaft in
Zentral- und Osteuropa,Juni 2004
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